Klimawandel
Der fortschreitende Klimawandel ist inzwischen überall deutlich spürbar: die Eisschilde der Antarktis schmelzen mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit, die Gletscher in den Alpen verlieren zunehmend ihre Masse, immer mehr Regionen (z.B. Kalifornien oder Ostafrika) kämpfen mit anhaltenden Dürreperioden, der Meeresspiegel ist durchschnittlich bereits um 19 cm gestiegen und hier in Karlsruhe erleben wir deutlich mehr Tage mit Starkwind als noch vor 30 Jahren.
Dass für diese weitreichenden Veränderungen des Klimasystems wir Menschen verantwortlich sind, bestreitet heute fast niemand mehr und es herrscht die einhellige Auffassung der meisten Wissenschaftler*innen, dass vor allem die Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl und Gas) Auslöser der globalen Erwärmung ist. Dadurch gelangt nämlich unter anderem das zentrale Treibhausgas CO2 in die Atmosphäre und in die Ozeane. Tatsächlich ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre heute so hoch wie nie zuvor in den vergangenen 800.000 Jahren und die Ozeane sind durch die erhöhte Aufnahme von CO2 global messbar wärmer und saurer.
Dabei ist CO2 beileibe nicht das einzige klimaschädliche Treibhausgas, welches wir in besorgniserregenden Mengen emittieren. Die atmosphärische Konzentration des im Vergleich zu Kohlendioxid 21 mal stärker wirkenden Methans (CH4), welches hauptsächlich der tierischen Landwirtschaft geschuldet ist, stieg zwischen 1750 und 2011 um 150%. Und auch Lachgas (N2O), welches 300 mal klimaschädlicher ist als CO2, ist um 20% höher konzentriert als noch zur vorindustriellen Zeit.
Um die Folgen des Klimawandels einzudämmen, wurde 2015 in Paris beschlossen, die globale Erwärmung bis zur Jahrhundertwende auf deutlich unter 2°C zu beschränken und wenn möglich den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5°C zu begrenzen. Allerdings beträgt die globale Temperaturerhöhung seit 1880 schon 0,85°C und in Karlsruhe haben wir bereits eine Erwärmung um 1,3°C erreicht. Nach dem neuesten Sachstandsbericht des Klimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) kann das 2-Grad-Ziel nur „unter Voraussetzung eines Emissionsszenarios mit einer sehr ambitionierten Klimaschutzpolitik“ erreicht werden (eine Zusammenfassung des 5. Sachstandsberichts finden Sie hier). Dies würde eine Reduktion der globalen Treibhausgas-Emissionen in allen Sektoren bis 2050 um bis zu 70% gegenüber 2010 einschließen und gegen null tendierende Emissionen bis zur Jahrhundertwende bedeuten. Denn ob wir das 2-Grad-Ziel einhalten oder nicht, hängt von der Menge an CO2 ab, die zukünftig in die Atmosphäre freigesetzt wird. Diese darf eine Grenze von ca. 750 Gigatonnen nicht überschreiten (die Obergrenze für Kohlenstoff (C) liegt bei 1.000 Gigatonnen).
Die jüngsten Zahlen zur Entwicklung des Kohlendioxidausstoßes deuten aber noch keine Verlangsamung des zunehmenden Ausstoßes an CO2 an. Im Gegenteil: die Kurve der weltweiten CO2-Emissionen steigt nach wie vor weiter an, anstatt sich allmählich in die entgegengesetzte Richtung nach unten zu bewegen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, würden wir die 2°C-Grenze bereits zur Mitte des 21. Jahrhunderts überschreiten (eine anschauliche Darstellung finden Sie hier) und einen Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts um 3,5°C und mehr erleben.
Und das, obwohl die Warnung unmissverständlich ist: Sollte die weltweite Temperaturerhöhung 2°C überschreiten, sehen viele Klimaexpert*innen die Gefahr, dass das komplexe System aus Temperatur, Niederschlägen, Winden und Meerströmungen aus dem Gleichgewicht gerät, in dem es sich seit vielen tausend Jahren befindet.
Globaler Klimaschutz beginnt in Karlsruhe
Es ist höchste Zeit zu handeln und die Ziele des Pariser Abkommens tatkräftig zu verfolgen. Auch wenn – oder gerade weil – die USA nur mit ihrem Austritt aus dem Klimaabkommen ihren Beitrag leisten, müssen die anderen Staaten umso engagierter ihren nationalen Klimaschutz vorantreiben.
Die EU und vor allem Deutschland spielen dabei eine Vorreiterrolle und tragen eine sehr große Verantwortung.
Das bedeutet auch hier in Karlsruhe grundlegende Veränderungen. Mit dem Beschluss des Klimaschutzkonzeptes durch den Gemeinderat am 15.12.2009 hat die Stadt Karlsruhe ihre Ziele konkretisiert. Im Vergleich zu 2007 sollen bis zum Jahr 2020
- der Endenergieverbrauch jährlich um 2%, insgesamt um 23% verringert,
- die CO2-Emissionen jährlich um 2%, insgesamt um 27% gemindert und
- der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch verdoppelt werden.
Eine ausführliche Version des Klimaschutzkonzeptes finden Sie hier.
Die Chancen zur Erreichung des 2-Grad-Zieles werden geringer und die Zeit zum Handeln wird knapp. Immer noch werden Klimaschutzmaßnahmen als Einschränkung der Wirtschaft und der Wettbewerbsfähigkeit verstanden.
Der frühere Umweltminister Klaus Töpfer, bis 2006 Leiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), hat es auf den Punkt gebracht: „Der Ruin von Finanzwirtschaft und der realen Wirtschaft ist, wenn auch mit großen Schwierigkeiten, zu überwinden, ein durch den Klimawandel ruinierter Planet dagegen nicht.“
Wenn Sie sich näher über das Thema Klimawandel informieren möchten, finden Sie im Servicebereich weitere Studien und Links.
Foto: © DBU